Rei
(jap): Gruß, Höflichkeit; Dank, Lohn (auch Rai). Reishiki/Reigi - Etikette,
Formalität, Zeremoniell, Keirei - Gruß, Verbeugung, Shitsurei -Unhöflichkeit,
Burei - Beleidigung, Grobheit.
In
den Kampfkünsten als Keirei (Gruß, Verbeugung) und Reigi (Etikette,
Höflichkeit, Verhalten) ist Rei von erstrangiger Bedeutung. Es ist ein Ausdruck
der Höflichkeit, des Anstandes, des Respektes und der Aufrichtigkeit. "Ohne
Höflichkeit geht der Wert des Karate verloren", sagte Meister Funakoshi.
Rei hat eine große philosophische Bedeutung in den Kampfkünsten. Als Formaspekt
gibt es mehrere Arten des Grußes in den Kampfkünsten. Allgemein unterscheidet
man zwischen dem Gruß im Stand und dem
Gruß im Sitzen. Je nachdem, welchem Zweck
der Gruß dient, gibt es folgende wichtige Arten:
Shômen ni rei - Verbeugung zur Dôjô-Hauptseite
Sensei ni rei - Verbeugung zum Meister
Shihan ni rei - Verbeugung zum Meister
Otagai ni rei - Verbeugung zueinander
Sempai ni rei - Verbeugung zum Senior (Älteren)
Za-rei -
Gruß im Sitzen
Ritsu-rei
- Gruß im Stehen
Der
traditionelle Gruß im Budô beruht auf dem Respekt vor den Vorfahren und den
Göttern. Der Krieger, der sich vor Kamiza
verbeugte, übte sich in der Achtung gegenüber etwas, das höher war als
er selbst. Dieselbe Bedeutung hat der Gruß am Anfang und am Ende jeder Kata.
Diese
Unterordnung
unter das Höhere ist wichtig für den Geist des Budô. Sie entwickelt die Demut
in der generellen Haltung gegenüber dem Leben. Es ist der erste Schritt auf dem
Weg zur Geistigkeit des Budô: Der erste Kampf, den es zu gewinnen gilt, ist der
gegen sich selbst.
1. SHÔMEN NI REI
Dieser
Gruß wird zu Anfang und zu Ende der Übungsstunde ausgeführt. Dabei grüßen
Lehrer und Schüler nach der Meditation in Seiza zur vorderen Wand des Dôjô
(Shômen). Die Bedeutung dieser Grußform besteht in dem philosophischen Prinzip,
daß der Mensch, ehe er sich den weltlichen Dingen widmet, sich etwas zuwenden
muß, das größer und bedeutender ist als er. Im Falle des Budô ist es das Ideal,
das in der Beziehung zum Dôjô, zum Ewigen Meister und zur Kunst besteht. Aus
diesem Grund befindet sich an der Shômen-Seite des Dôjô zumeist das Bild eines
vergangenen
Großmeisters. Sich etwas hinzugeben und es als größer als das eigene Ich
anzuerkennen, erzieht die für die Kampfkünste wichtige rechte Haltung gegenüber
dem Leben. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob dies das Ideal, das Universum
oder ein Gott ist. Das erste Geheimnis des Budô besteht im Glauben an irgendetwas,
das dem Ich seine Schranken zeigt und den Weg zur Reife öffnet. In jeder
anderen Absicht sind die Kampfkünste menschenunwürdig und wirken dem Leben entgegen.
2. SENSEI NI REI
Sensei
ni rei bezeichnet den Gruß zum Meister, zu demjenigen, der das Bindeglied in
der Kette der Überlieferungen ist. Die Bezeichnung Sensei (s. dort) steht nicht
automatisch jedem, der die Kampfkünste unterrichtet, zu. Sie gebührt nur einem
Menschen, der sein Leben ohne Rückhalt der Suche nach dem Weg gewidmet hat. Obwohl
er ein leibhaftiger Mensch ist, grüßt der Schüler ihn nicht als solchen,
sondern als Prinzip des Ewigen Meisters. Auch dieser Gruß ist Teil der
Unterwerfung unter das Ideal. Der Sensei steht als leiblicher Mensch nicht
höher als der Schüler. Doch als Träger des Ideals, als Mittler zwischen Himmel
und Erde, grüßt der Schüler ihn im Zeichen seines Respektes gegenüber dem
Höheren. Er unterwirft sich dem Ideal und erlaubt durch seine Demut, seinem
eigenen Inneren Meister zu wachsen. Dieselbe Bedeutung haben die Grußformen
Sempai ni rei und Shihan ni rei. Sempai ni rei ist der Gruß zum Älteren, der
die Schüler in demselben Auftrag wie der Sensei unterrichtet. Auch er wird als
Prinzip geachtet, als derjenige, der das Bindeglied zum Höheren ist. Keinem
Niedrigeren ist es gestattet, die persönliche Meinung vor die
Unterwerfung
unter das Ideal zu stellen. Auf dem gleichen Prinzip beruht der Gruß des
Niedergraduierten gegenüber jedem Höhergraduierten. Shihan (oder Hanshi)
hingegen bezeichnet eine Budô-Graduierung aus der Ri-Stufe des Weges. Diese
Meister stehen außerhalb der Unterrichtspyramide und befinden sich nur zu besonderen
Anlässen zusammen mit den Schülern in einem Dôjô. Nur sehr selten hat ein Dôjô
die Ehre, einen wirklichen Shihan begrüßen zu dürfen. Sie stehen in einem besonderen
Zeichen und werden hoch verehrt.
3. OTAGAI NI REI
Otogai
ni rei ist der dritte Gruß, den man im Training verwendet. Er wird im Stand
(Ritsu-rei) ausgeführt und nicht immer mit der vollständigen Bezeichnung
angesagt. Otagai symbolisiert die Einheit, das Ganze und bezieht sich auf die
intakten Zusammenhänge, die nötig sind, um die Harmonie des Ganzen aufrecht
zuerhalten. Daher bezeichnet Otagai ni rei den Gruß der Übenden untereinander
und drückt den grundlegenden Respekt aus, den ein Mensch dem anderen schuldet.
Er wird als dritter Gruß zu Anfang des Trainings verwendet, vor und nach den
Kombinations-und Partnerübungen, als Dank für die Hilfe eines Mitübenden oder
zur höflichen Begrüßung von Gästen, die im hauseigenen Dôjô üben.