Japanisches Kobudo
Die
vollständige Bezeichnung lautet Nihon Kobudo, ehemals Kobujutsu und ist der
Begriff für die mittelalterlichen Waffensysteme aller Bevölkerungsschichten
Japans, die nicht zu den professionellen Kriegern (Bushi oder Samurai)
gehörten.
Die
japanischen Kobudo-Systeme (in diesem Sinn bedeutet Ko "gering")
entstanden überwiegend aus den echniken der Schulen Tenshin Shinyo ryu, Yanagi
ryu, Sosuichi ryu und Takeuchi ryu, aus den Schulen der aginata, des Sojutsu,
des Taijutsu, des Kyujutsu (Ogasawara ryu), des Hogujutsu, des Rensha Sankaku,
des
Hojutsu, des
Yoroi Kumi uchi und vielen anderen. Damit bezieht sich die Bezeichnung Kobudo
auf alle apanischen Ryu, die nichtkonventionelle Waffen benutzten und die in
einem bedeutend größeren Umfang vonder japanischen Bevölkerung (Heimin) speziel
von Bauern (Hyakusho), Kaufleuten (Akindo), und Handwerkern Shokunin) aber auch
von Kriegermönchen (Sohei, Yamabushi), Bettelmönchen (Komuso), Polizei
(Metsuke) nd von vielen Gesetzlosen (Ninja, Wako) verwendet wurden. Die
Samurai, die sich zumeist auf ihre "edlen" Waffen beschränkten
(Buki), betrachteten einige dieser Waffensysteme sogar als unwürdig und übten
sich chon allein aus diesem Grund nicht in ihnen. Viele Waffen der Ninja, die
sicherlich die meisten Systeme des apanischen Kobudo entwickelten, wie z.B.
Kama, Surujin oder Manriki gusari fielen in diesen Bereich. Die japanischen
Kobudo-Waffen sind heute – obwohl im Ursprung nicht gleich - weitgehend mit den
kinawanischen vermischt. In Japan werden sie in den traditionellen Schulen
unterrichtet, meist zusammen mit en Samurai-Waffen. Die Kobudo-Waffen sind als
sportliche Systeme in der japanischen Föderation Nippon Kobudo Shinko kai
(gegründet von Meister Inoue)
organisiert.
Der Einfluss der Bauern (Hyakusho)
Zu bemerken ist, dass viele Systeme des Kobudo von Bauern gegründet wurden, die sich in Revolten (Ikki) gegen die Unterdrückung der Feudalherren erhoben. Die insgesamt 1240 Bauernaufstände von 1599 bis 1867 waren äußerst gewalttätig und wurden von den Buke mehr gefürchtet, als jeder Krieg mit ihresgleichen. Seitens wurden nie Aufstände brutal niedergeschlagen und die Anführer sofort getötet. Doch viele Bauerführer verschwanden auch in den Bergen und suchten bei Räuberbanden und Gesetzlosen einen sicheren Hafen, oder gingen in die Unterwelt der Küstenstädte und Handelsmetropolen. in bemerkenswerter Fall, der das kriegerische Potential der Bauern zeigt, wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts in dem Massaker von Shimabara deutlich. Die Neigung der Bauern zum Kämpfen und somit auch zum Entwickeln von Waffen - typischerweise aus ihren Arbeitsgeräten - wird in diesem und in anderen Aufständen im umfangreichen Arsenal von Knüppeln (Bo), Sicheln (Kama), miteinander verbundenen Stöcken (Nunchaku), Ketten (Surujin, Kusari), Werkzeugen zum Zermahlen von Reis (Tonfa) usw. deutlich, aber auch in Systemen der traditionellen Samurai-Waffen, die den Kriegern auf die eine oder andere Art weggenommen wurden. Der bäuerliche Einfluss war zwar in den Metropolen gering, doch es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Bauern ihre eigenen Kampfkonzepten gründeten, wenn sie gezwungen wurden, gegen ihre Unterdrücker zu kämpfen. In den Provinzen blieben die Bauern die schrecklichsten Gegner der Bushi, mit denen kein Krieger etwas zu tun haben wollte. Die Bauern waren von Natur aus traditionell eingestellt und übernahmen den strengen Ehrenkodex der Bushi in eigener Weise (Kikotsu). Sie konnten einem Todesurteil mit derselben Gelassenheit wie ein Krieger begegnen. Viele von ihnen hielten auch Schritt mit den neuesten Entwicklungen des traditionellen Bujutsu. Dazu beherbergten sie Ronin in ihrem Haushalt, um von ihnen die Militärkünste der Samurai zu erlernen. Nach der Meiji-Restauration wurden die aufstänischen Satsuma-Samurai ebenfalls mit Bauern auf dem Schlachtfeld konfrontiert, denn das moderne Japan rekrutierte den Großteil seiner neuen Armee von den Bauernhöfen und Reisfeldern des Landes, ebenso wie die extrem vom Clan-Denken und von großer Hingabe geprägten Kader der unteren Offiziere, die eine so entscheidende Rolle für die Entwicklung Japans und Asiens im 20. Jahrhundert spielen sollten.
Die militanten Mönche (Sohei und Yamabushi)
Fast jede in
Japan etablierte Religion hat zu irgendeinem geschichtlichen Zeitpunkt eine
militante Stellung gegenüber der Staatsmacht bezogen. Der Kaiser (Tenno) war
zwar der Hohepriester des Shinto, und später immer eng verflochten mit den
Göttern der buddhistischen Richtungen, doch wie in allen Ländern der Erde, ging
es auch in den japanischen Glaubensrichtungen eher um die Macht, als um die
Wahrhaftigkeit des Glaubens. Die militanten Glaubensfürsten Japans waren daher
keine Ausnahme, wenn auch ihre Methoden sich von jenen des Christentum
unterschieden. Die Grundreligion Japans ist der Shintoismus. In den Chroniken
der Nara-Periode werden zum ersten Mal die 6 Sekten des Buddhismus erwähnt, die
vom Festland importiert wurden: Jojutsu, das aus dem Hinayana abgeleitet wurde
und später mit der Sanron-Sekte verschmolz, Kusha, das von zwei japanischen
Priestern im Jahre 658 als Abzweig der Sarvastivada-Lehre eingeführt wurde,
Hosso, gegründet von dem Mönch Dosho, aus der Heilslehre des Yogacara, mit zwei
wichtigen, unabhängigen Tempeln in Nara (Kofukuji und Gankoji), Sanron,
abgeleitet aus der Madhyamika-Heilslehre in Indien von Nagarjuna gegründet und
wahrscheinlich von dem koreanischen Priester Eikanin in Japan eingeführt (der
Hauptsitz befand sich im Horyuji-Tempel), Kegon, entstanden aus der
Avatamsaka-Lehre und in Japan von Ryoben im Jahre 736 eingeführt (Zentrum im
Todaiji-Tempel) und schließlich die Ritsu-Sekte der Vinaya-Lehre, die im Jahre
754 nach Japan kam. In der späten Heian-Periode wurde aus dem Tendai die Sekte
Jodo und ihre Abspaltungen von Honen Shonin (Genku) gegründet, im 10.
Jahrhundert entstanden aus den Lehren Genshins die verschiedenen Sekten des
Amidismus, die rebellierende Sekte des Nichiren und schließlich die
verschiedenen Sekten des Zen (Rinzai-, Soto-, Obaku u.a.). Sie alle wollten an
die Macht oder diese erhalten und setzten Krieger (Ozonakama) zur Bewachung
ihrer Tempel und zum Schutz ihrer Heiligtümer ein. Diese wurden aus den Reihen
der Mönche und Priester (Terabushi), der enteigneten Bauern, der Söldner usw.
rekrutiert. Die mächtigsten von allen waren die großen Mönchsorden in den
Bergen mit ihren Kohorten von Yamahoshi und später Yamabushi. Scheinbar
entwickelten sich diese Orden ursprünglich aus Eremiten, Asketen und anderen
"heiligen Männern", die die Wege der Einsamkeit in der Wildnis gingen
und übernatürliche Kräfte zu erlangen suchten. Ihre Suche (Shu) nach diesen
Kräften (Ken) vereinigte nach und nach verschiedene Methoden (Do), die als
"Weg der übernatürlichen Kräfte" (Shugendo) bekannt wurde.
Organisierte Gruppen dieser Bergkrieger werden in Berichten über das 10.
Jahrhundert erwähnt, ebenso wie die "Männer der Ebene" (Nanushi). In
den Chroniken werden diese Gruppen hauptsächlich mit den Schulen des Shingon
(Kongobuji auf dem Berg Koya südlich von Kyoto) und Tendai (Enryakuji auf dem
Beg Hiei) in Verbindung gebracht und waren die Ausbilder der späteren Ninja,
die die meisten der Kobudo-Systeme Japans überliefert haben. Für diese Sekten
waren die abgelegenen Berge die richtige Umgebung für die Ausübung ihrer
Methoden. Entsprechend dienten ihnen die Tempel als Zufluchtsorte, deren
Bewohner sie in verschiedenen Methoden des Shugendo unterrichteten. Viele
Tempel gehörten der Lehre des esoterischen Mikkyo an, das die Grundlage sowohl
des Tendai als auch des Shingon war. Daher wurden in nahezu allen Bergtempeln,
im Gebiet um Kimbusen bis nach Kumano, von Omine bis Yoshino, Unterkünfte
(Seishin ya) für die Yamabushi eingerichtet und von militanten Mönchskriegern
geschützt. Es gab gut organisierte Armeen (Konsha) sowohl der Bergkrieger
(Yamabushi), wie auch der Mönchkrieger (Sohei) die die "Bewohner der
Tempel" (Shinjin), bestens schützten. Ihre Aktivitäten wurden von
Hauptzentren dirigiert (Shogo in für die Tendai-Sekte, Sambo in für die
Shingon-Sekte). Aus diesen Zentren bildeten sich schließlich zwei militante
Untersekten: die Honzan ha und die Tozan ha, die beide mehrere Generationen
hindurch aktiv an den japanischen Bürgerkriegen teilnahmen. Mehr als 400 Jahre
lang führten die Buke Krieg gegen die militanten Priester, z.B. der Ikko (Ikko
ikki) oder anderer Sekten, bevor es ihnen gelang, sie zu besiegen. Es war Oda Nobunaga,
der ihnen während der Momoyama-Periode den tödlichen Stoß versetzte: er
zerstörte den Shin-Tempel in Mikawa (1564), den Enryakiji vom Hiei zan (1571),
den Tempel aus Nagashima (1574) und den Honganji (1580) von Osaka. Nobunagas
Nachfolger, Hideyoshi, griff die Tempel von Negoro, Saiga, Kumano, Yoshino
(Kokawa dera) und mehrere andere an und unterwarf sie. Während der Herrschaft
der Tokugawa wurden sie unter strenger Bewachung gehalten die Gemeinschaften
der Mönche wurden zahlenmäßig limitiert, die Mönche selbst auf viele kleine und
leicht zu führende Zentren verteilt und ihre Vorrechte stark eingeschränkt. Die
militanten Mönche waren in der Regel sehr geschickt im Umgang sowohl mit
traditionellen als auch mit volkstümlichen Waffen. Stock (Bo), Pfeil und Bogen
(Yumi/Ya), Schwert (Ken) und vor allem der Speer (Yari) waren vertraute Waffen
für sie. Die Naginata wurde von ihnen wahrscheinlich erfunden und erst später
von der Bushi übernommen. Selbst nach der überwältigenden Niederlage durch
Nobunagas Krieger nahmen die Mönche weiterhin aktiv an der Entwicklung des
Bujutsu und Kobudo teil.
Bo- 1,80 m langer Stock
Kyoketsu shoge - Seil und Widerhaken
Chigiriki - Stock und Gewicht
Shakuhachi - Flöte der Komuso
Hanbo - 90 cm langer Stock
Shuriken - Wurfgeschosse
Jitte (Sai) - Gabel
Jo - 1,20 m langer Stock
Tessen - Fächer
Kama - Sichel
Tetsubo- langer Eisenstab
Kongo - Kurzstock
Yawara-Stock
- Faustwaffe
Koshinobo 20 cm Stock
Yubibo Fingerstock
Kusari gama - Kettensichel
Der japanische Stock (Bo)
In den
japanischen Kampfkünsten verwendet man den Begriff Bo für den Stock als Waffe
(identisch mit dem okinawanischen Kon). Bo ist eine übergeordnete Bezeichnung für
alle japanischen Stockwaffen, hat sich jedoch in der neueren Zeit als Begriff
für den langen Stock (1,80 m) durchgesetzt. Das System, das den Gebrauch des
Stockes als Waffe lehrt, nennt man Bojutsu. Doch auch dieser Begriff bezieht
sich mehr auf die Anwendung des 180 - 200 cm langen Stockes (Rokushakubo), der
einen Durchmesser von etwa 3 cm hat,
während man
für die anderen Stockvarianten eigene Namen gebraucht. Der Stock wurde seit
jeher überall in Asien als Waffe verwendet. Manche Systeme haben sich voneinander
unabhängig
entwickelt, so daß heute zwischen den japanischen Stockkünsten und den
okinawanischen Methoden erhebliche Unterschiede bestehen. Im heutigen Kobudo
dominieren zumeist die okinawanischen Richtungen. Dennoch gebraucht man darin
häufig die japanischen Bezeichnungen (Bo, Jo, Hanbo, Koshinobo, Yubibo, Kongo
und Tessen).
Der okinawanische Stock (Kon)
Bo und Jo
sind die ältesten Waffen Okinawas. Nach der Ankunft der "36 Familien"
(Kumemura und Okinawa) auf den Ryukyu entwickelte sich der Umgang mit dem Bo zu
einer eigenständigen Waffenkunst, genannt Boho.
Der Stock der
in Tanzvorführungen (Odori) gebraucht wurde, nannte man Meikatobo, den
Kampfstock (Bokata) Oisangu. Die Entwicklung des Stockes (Kon) zur Waffe auf
Okinawa hängt eng mit der Geschichte des Landes zusammen und wurde insbesondere
durch die Besetzung der Satsuma-Samurai gefördert. Während in Japan der
Gebrauch des Stockes als Waffe von den Samurai entwickelt wurde (Tetsubo und
Jo) und den typischen Ausdruck ihres Kampfstils trägt, gebrauchte man ihn auf
Okinawa ausschließlich zu Zwecken der Selbstverteidigung gegen die Samurai.
Unter den jeweiligen Stockbezeichnungen im Lexikon wird auf die geschichtliche
Entwicklung ausführlich eingegangen, während dort Hinweise zu finden sind, ob sich
das jeweilige System in Japan oder in Okinawa entwickelt hat. Der Gebrauch der
Stöcke als Waffen innerhalb des Kobudo wird unter dem Begriff Jutsu mit
vorausgegangener japanischen Bezeichnung der Waffe beschrieben (Bojutsu,
Jojutsu, Hanbojutsu, usw.). Auf Okinawa kennt man folgende Stockwaffen:
Kushakubo
Sunakakebo (Kai, Eiku)
Rokushakubo
(Bo)
Yonshakubo
(Jo)
Sanshakubo (Hanbo)
Tanbo
Shoshakubo
Teko, Tekko,
Tek chu - 2,70 m langer Stock
Ruder 1,80 m, in Japan Bo 1,20 m,
in
Japan Jo- 90 cm, in Japan
Hanbo- 50 cm- 40 cm Kurzstäbe,
Faustwaffen
Okinawanische Stockwaffe mit Überlänge (2,70 m). Ein Shaku ist auf Okinawa eine Maßeinheit und beträgt ungefähr 30 cm. Ku steht für "neun". Dieser Bo ist heute weit weniger bekannt als der Rokushakubo (6 mal 30 cm), war jedoch früher auf Okinawa eine beliebte Waffe. Der Kushakubo hat eine Vielzahl von Formen, doch die üblichste und meist verwendete ist völlig rund und glatt poliert. Vierkantige Hölzer nannte man Kakubo, der sechskantige Stock hieß Rokukakubo, der achtkantige Hakukakubo, während die Stäbe aus rundem Bambus Takebo genannt wurden. Der runde Bo verjüngte sich,
beginnend von
ungefähr einem Drittel seiner Länge, an beiden Enden. Die japanischen
Stockwaffen waren auf ihrer gesamten Länge dagegen fast immer gleich dick. Die
okinawanischen Meister jedoch behaupten, dass durch die Verjüngung des Stockes
dem Gegner das Ergreifen erschwert wird, während man selbst einen guten Griff
behalten kann. Auf Okinawa wurde das Kämpfen mit dem Stock als Kunst und
Wissenschaft angesehen. Jeder kleine Vor- oder Nachteil wurde abgewogen und
entsprechend genutzt. Ein guter Kushaku bo mußte vollkommen gerade und völlig
frei von Knoten sein. Seine Oberfläche war glatt poliert und mußte reibungslos
durch die Hände gleiten können.
Das größte
Problem für den Kushaku bo war seine Länge. Man konnte ihn nicht verstecken,
und jedem, der durch Waffenkünste irgendeiner Art auffiel, drohte Lebensgefahr.
Nicht immer konnte man einen Kushaku bo mit sich herumtragen und behaupten, es
sei ein Wanderstab. Da die Waffenkünste immer von der Übung des
Tode
begleitet waren, hatten die okinawanischen Kampfkunstexperten vom
Makiwaratraining stark verformte Hände, und dies, zusammen mit einem Bo, war
für die Satsuma Beamten Grund genug, sofort die Todesstrafe zu verhängen. Aus
diesem Grund mußte die Übung mit dieser Bovariante sehr vorsichtig betrieben
werden. Die verschiedenen Bewegungen, die mit der Vielzahl der Bo möglich sind,
müssen in Betracht gezogen werden, wenn man die Einzigartigkeit jeder einzelnen
Bo Variante verstehen lernen will. Wurde der Kushaku bo mit beiden Händen an
einem Ende gegriffen, waren sehr starke Schlag-, Dreh- und Schwingtechniken
möglich. Der lange Bo erzeugte darin eine ungeheure Kraft. Die alten
Kobudomeister schätzten dies sehr, denn in einer Konfrontation mit einem
bewaffneten Samurai war es nötig, den Kampf so früh wie möglich mit einer
starken Technik zu beenden. Durch die differenzierten und hochentwickelten
Grifftechniken wurden solche Kampfmethoden möglich. Die Hände wurden so
gesetzt, daß die Knöchel der Führhand nach oben zeigten. Die Spitze des Bo
zeigte in einem 45 Grad Winkel nach außen. Der Grund dafür war, daß der Bo in
dieser Position nur schwer aus den Händen geschlagen werden konnte. Der Gegner
müßte dazu von oben nach unten schlagen. Dies war jedoch unmöglich, wenn sich
die Bo Spitze auf der Höhe seiner Augen befand.
Bootsruder
(auch Eku, Sunakakebo oder Kai), okinawanische Waffe des Kobudo.
Die Länge des
Eiku beträgt etwa 1,35 - 1,60 m. Der runde Griffteil ist ungefähr 1 m lang, der
Paddelteil hat eine Länge von bis zu 60 cm, wobei der klingenähnliche Teil auf
eine Breite von ca. 9 cm abgeflacht ist. Die äußeren Kanten dieser Fläche sind
angeschärft, damit sie sich nach außen hin verdünnen. Das Paddelende des Eiku
ist in einem 45 grädigen Winkel zugespitzt und verschärft. Es gab Kobudo
Übende, die dieses Ende so
schärften,
daß es wie ein Speer verwendet werden konnte. Der Eiku Griff hat einen
Durchmesser von etwa 3 cm, und der Paddelteil hat in der Mitte des abgeflachten
Endes eine Dicke von 1,5 cm. Der Umgang mit dem Eiku entwickelte sich in der
Umgebung der okinawanischen Fischer, die es täglich zur Arbeit gebrauchen mußten.
Diejenigen von ihnen, die in der Kunst der leeren Hand oder im Kobudo geübt
waren, erkannten sehr schnell, daß es sich sehr wirkungsvoll in der
Selbstverteidigung einsetzen ließ. Die
Fischer
hatten durch den täglichen Umgang genug Kraft in den Armen und im Oberkörper
entwickelt, um es leicht und schnell einzusetzen. Es war insbesondere sehr
effektiv gegen das japanische Samurai Schwert und den japanischen Speer. Der
Eiku-Übende brauchte nicht zu befürchten, daß das Ruder durch einen kraftvollen
Schwertschlag in zwei Teile geschnitten wurde. Der runde Griff des Paddels
ermöglichte alle Stocktechniken,
während der flache Paddelteil wie eine Klinge verwendet werden konnte. Ein Hieb mit diesem Teil hatte dieselbe Wirkung wie der Schlag mit einer Axt. Da das Paddel zur täglichen Arbeit verwendet wurde, konnte es auch offen mitgeführt werden, ohne das Mißtrauen der Satsuma Krieger zu erwecken. Die Kampfkunst mit dem Eiku wurde mittels Kata weitergegeben und hat sich im Laufe der Jahrhunderte unwesentlich verändert. Die Eiku-Kata sind heute selten und werden nur noch von wenigen geübt. Die wichtigsten sind: Matsumura no eiku, Akahachi no eiku, Tsuken Sunakake no eiku, Sunakake no eiku und Nakazato no eiku.
Die
gebräuchlichste Form des okinawanischen Bo. Roku (sechs) shaku (ca. 30 cm) ist
ein Stock mit einer Länge von ungefähr
1,80 m.
Okinawanische
Variante der verkürzten Stockwaffen (Yon - vier, Shaku - etwa 30 cm, insgesamt
1,20 m), in der Form identisch mit dem japanischen Jo. Während der japanische
Jo seine eigenen Methoden, blieb der okinawanische Yonshakubo davon weitgehend
unbeeinflusst und wurde in seiner Weise ausschließlich von den
okinawanischen
Kobudo Meistern gebraucht. Der Yonshakubo ist etwa 1,20 m lang und hat einen
Durchmesser zwischen 2,5 und 3 cm. Der Durchmesser war gewöhnlich über die
ganze Länge gleich. Gelegentlich wurde der Bo an beiden Enden zu einer sehr
scharfen
Spitze verdünnt. Heute gebraucht man auch für den okinawanischen Yonshakubo
weitgehend die Bezeichnung Jo und für seine Techniken die Bezeichnung Jojutsu.
Obwohl dieser Waffe die Reichweite des Kushaku bo und des Rokushaku
bo fehlt, ist
sie angenehmer mit einer Hand zu gebrauchen. Mit der Länge des Arms zuzüglich
der Länge des Jo konnte man ausreichende Weiten erzielen. Nachdem die Satsuma
Okinawa besetzt hatten, begann für die Bevölkerung eine harte Zeit. Die älteren
Menschen wurden als unproduktiv bezeichnet und oft grundlos grausam behandelt.
Da sie nicht mehr die Kraft ihrer
Jugend besaßen, mussten sie sich auf den Gebrauch ihrer Gehstöcke verlassen.
Heute glaubt man, dass der größte Teil
der Yonshaku Techniken davon beeinflusst ist. Der Gehstock der Alten und der
Yonshakubo waren ursprünglich dasselbe. Für die älteren Menschen war er ein
ideales Mittel, sich gegen die Satsuma zu
verteidigen. Die Alten mußten sich dabei weit mehr auf eine feine
Technik als auf ihre Kraft verlassen. Deshalb beruhe viele heutige Techniken mit dieser Waffe im Gegensatz zum
japanischen Jo auf Hebeln, Gleichgewichtsbrechen, Täuschungen und Techniken zu
den Vitalpunkten des Körpers. Für die älteren Menschen war es niemals ein
Problem, mit einem Gehstock herumzulaufen, und daher konnte das Besitzen eines
solchen Stockes nur schwer von den Satsuma-Samurai verfolgt werden. Auf
okinawanischer Seite führte dies zu einem ungeheuren Aufschwung der kurzen
Stockwaffentechniken. Doch der Gebrauch dieser Waffe beschränkte sich fast
ausschließlich auf die älteren Menschen, während die jungen die größeren
Stockwaffen (Rokushakubo) bevorzugten. Da der Yonshakubo kürzer war als der
Rokushakubo, konnte er im Angriff sehr schnell mit nur einer Hand von einem
Ziel zum anderen umgelenkt werden. In der Verteidigung wurden gewöhnlich beide
Hände verwendet, um den mittleren Teil des Bo zu unterstützen. Darauf bauten
die okinawanischen Techniken dieser Waffe auf
während der japanische Jo mehr wie ein Schwert oder eine Lanze gebraucht
wurde Die Techniken des Yonshakubo wurden Generationen hindurch vom Meister an
seinen Nachfolge weitergegeben, und es war nicht ungewöhnlich, daß die Meister
ihre jungen Schüler in dieser Technik überhaupt nicht unterrichteten. Häufig
wartete man damit, bis ein Schüler ein Alter erreicht hatte, in dem er die
Einzigartigkeit und die Wirkung dieser Waffe tatsächlich verstehen konnte.
Selbst heute noch ist es au Okinawa üblich, daß die jüngeren Schüler in die
Kunst der langen Stockwaffen eingeführt werden, während der Yonshakubo, der
keine körperlich Kraft benötigt, von den Alten geübt wird.
Okinawanische Stockwaffe (San - drei, Shaku -
etwa 30 cm, insgesamt 90 cm), identisch mit Hanbo und Sanyakubo. Die heute im Kobudo geübte Methode des japanischen
Hanbo, die von Meister Hatsumi Masaaki
im Kukishin ryu klassifiziert wurde, ist die japanische Kampfkunst mit dem
Hanbo. Der Sanshakubo wurde wie alle okinawanischen Stockwaffen vor 1600 aus
chinesischer Eiche oder rotem Ahorn hergestellt. Nach der Satsuma Invasion
verwendete man dazu das Holz der japanischen roten Eiche. Auch gab es
Stockvarianten aus Bambus oder Rattan. Der Durchmesser des Stocks beträgt über
seine gesamte Länge zwischen 2,5 und 3,5 cm. Auf Okinawa wurden diese
Stockvarianten häufig paarweise benutzt (Nitanbo), doch konnten sie in derselbe
Weise auch einzeln gebraucht werden. Letzteres setzte immer eine Verbindung mit
den Kampfkünsten der leeren Hand voraus, was auch heute noch üblich ist. Die
frühen Formen dieser Waffen hatten ein kleines Loch am Stockende, woran eine
Schnur oder ein Lederband befestigt war, das zwischen 35 und 50 cm lang war. Der
Kämpfer wickelte es um sein Handgelenk, um zu verhindern, daß er seine Waffe
aus der Hand verlor. Andere Varianten hatten eine längere Schnur, die um die
Hüfte gebunden wurde, um den Bo auf diese Weise zu transportieren. Die Schnüre
führten auch zu besonderen Verwendungen des Sanshakubo. Er konnte geworfen oder
gedreht und an der Schnur wieder in die Hand zurückgenommen werden. Der kürzere
Bo hatte den Vorteil, daß er leicht zu verbergen war, doch gegen die
gefährlichen Schwerter der Satsuma Samurai hatte er nicht so viel Effektivität
wie die längeren Waffen. Ein Schwertschlag konnte ihn ohne weiteres
zerschneiden. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Techniken mit dem kurzen
Bo sehr von den Techniken mit den langen Stockwaffen. Das wichtigste Element ist
hier die Überraschung. Dies bildet die Grundlage für alle Praktiken mit den
kürzeren Waffen. Die okinawanischen Meister lehrten, daß alle Techniken mit dem
kurzen Bo sehr schnell sein mußten und daß auf die Ausweichbewegungen des
Körpers ein größerer Akzent gelegt werden mußte als bei anderen Stockwaffen.
Die Abwehrbewegungen sind weit mehr auf Ableitungen der gegnerischen Angriffe
bedacht als zum Beispiel auf Blocken. Auch wurden Techniken entwickelt, mit
denen eine sehr schnelle Richtungsänderung des Schlages möglich war (z.B. zwei
kurz Schläge nacheinander ohne
Unterbrechung). Die meisten traditionellen Techniken mit dieser Waffe betonen
kreisförmige oder stoßende Bewegungen. Die Abwehrtechniken werden mit schwingenden
Bewegungen ausgeführt, was die Deutung der klassischen Kata heute erschwert
(dieselbe Bewegung kann ein Angriff oder eine Verteidigung sein). Gegen ein
Schwert waren schnelle Bewegungen aus dem Handgelenk notwendig, während man mit
Fußbewegungen beständig dabei war, den schneidenden und stechenden Techniken
des Schwertes auszuweichen. Mit dem Sanshakubo bewaffnet, die Herausforderung
eines Samurai anzunehmen, war sehr gefährlich.
Die Meister
dieser Variante mußten deshalb ein außergewöhnliches Können entwickeln und dies
führte dazu, daß die Techniken des Sanshakubo heute hochentwickelt und sehr
fein sind. Dies zeigt sich in allen überlieferten Kata mit diesem Bo. Heute
gehört er zu den beliebtesten Selbstverteidigungswaffen, da er in der heutigen
Situation (es gibt keine Schwerter mehr) in der Selbstverteidigung sehr
vielfältig zu gebrauchen ist.
Okinawanische Stockwaffe (Bo). Der Tanbo ist
etwa 60 cm lang, 3 bis 3,5 cm dick und wird gewöhnlich aus roter japanischer Eiche hergestellt. In den
meisten Fällen wird er paarweise gebraucht (Nitanbo). Es gab Varianten, an
deren Ende eine Schnur befestigt war, wodurch der Stock gewirbelt werden
konnte, indem man das eine Ende der Schnur festhielt. Der Tanbo oder die
Nitanbo (zwei Tanbo) wurden von den okinawanischen Bauern zur Selbstverteidigung
benutzt. Solche kurzen Stöcke waren vielfältig in ihrem alltäglichen Gebrauch
und daher als Verteidigungswaffe sehr beliebt. Man suchte andauernd nach neuen
Möglichkeiten und Varianten, und so entwickelten sich die
Techniken des Tanbo auf einer hohen Ebene. Es
liegt außerdem sehr nahe, daß die okinawanischen Tanbo Techniken von denen des
philippinischen Stockes (Baton), der in der Selbstverteidigungsform Arnis
verwendet wird, beeinflußt sind.Im Laufe der Zeit entwickelten sich viele
Variationen des Tanbo. Einige von ihnen hatten Spitzen über die
gesamte Länge des Schaftes mit Ausnahme der
Griffflächen. Heutige Abkömmlinge des Tanbo finden sich in den okinawanischen
und japanischen Polizeiknüppeln. Die dortige Polizei wird in der Kunst des
Tanbo unterrichtet (Keijojutsu). Bekannte Tanbo Kata sind die Sekiun no Tanbo
und die Noburo no Tanbo.
Der Shoshakubo war eine kurzreichende Waffe,
die ursprünglich aus weißer Eiche, rotem Ahorn und schließlich aus japanischer
roter Eiche hergestellt wurde. Die meisten Stöcke waren völlig rund, hatten
eine Durchmesser von 2,5 bis 3 cm und eine Länge von 30 cm. Manchmal waren sie
an beiden Enden zu einer sehr scharfen Spitze verjüngt. Auch kannte man
Variationen, die an einem Ende eine Schnur oder ein Lederband befestigt hatten.
Geübte Shoshaku bo Kämpfer konnten den Bo auch werfen und besaßen darin eine
Treffsicherheit bis zu 12 m. Je kürzer die Stockwaffen waren, umso mehr betonte
man ihre Verwendung zusammen mit den Techniken des Tode. Durch die kurzen Stockwaffen
entstanden in den Künsten der leeren Hand viele Techniken der Unterstützung
durch beide Hände oder durch den Tanbo. Heute sind sie in den Künsten der
leeren Hand allgemein üblich. Wahrscheinlich kommen sie aus den Praktiken des
Umganges mit dem Tanbo und Shoshakubo, in denen solche unterstützte Techniken
bevorzugt gelehrt werden.
Okinawanische Kobudo-Waffe. Teko gehört zu
der Gruppe der okinawanischen Faustwaffen, die aus dem Chizekunbo
entstanden Die Waffe bestand ursprünglich
aus einem knorrigen Hartholzteil, bei dem der Astknoten vorsprang. Aus diesem
schnitzte man eine scharfe Spitze, die ungefähr 2,5 cm zwischen dem Zeige- und
Mittelfinger hervorragte. Fand man keinen knorrigen Ast von geeigneter Größe,
wurde der Teko eigens geschnitzt, damit er
genau in die Hand des Übenden paßte. Zur besseren Kontrolle der Waffe
hatte der Teko noch eine Fingerschlinge. Die späteren, weiterentwickelten Teko
Formen wurden aus weichen Metall wie z.B. Blei hergestellt. So entstanden wahrscheinlich die ersten
Versionen der okinawanischen Schlagringe (Tekko). Obwohl die Finger noch nicht
von geschlossenen Metallringen geschützt wurden, ist die Form im wesentlichen
dieselbe.
Okinawanische Waffe des Kobudo. Der Tekchu
gehört zu den Faustwaffen (Chizekunbo) und vereinigt Aspekte des Chizekunbo und
des Teko. Die Waffe besteht aus einem Metallring, der an einen Metallschaft
geschmiedet ist. Auf der oberen Seite des Ringes befindet sich eine scharfe
Spitze. Der Ring paßt genau in den Mittelfinger, so daß die Spitze zwischen den
Knöcheln der geschlossenen Faust herausragt. Die Waffe wurde ursprünglich aus
Holz, danach aus Blei oder anderen weichen Metallen und später aus Eisen
hergestellt. Bei manchen Tekchu waren die beiden Enden scharf zugespitzt und
standen an jeder Seite der Faust hervor. Er wurde einzeln oder paarweise
verwendet, und mit ihm konnten alle Techniken des Tode ausgeführt werden.
Okinawanische Waffe des Kobudo. Der Tekko
wird auf Okinawa als "Eisenfaust" bezeichnet. Er ist eine spätere
Entwicklung aus dem Tekchu und gehört zu den okinawanischen Faustwaffen
(Chizekunbo). Der Tekko wurde ausschließlich aus Eisen gemacht und in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Massenproduktion hergestellt. Er war so
geformt, daß sich die Vertiefungen des Schaftes genau den Fingern der Hand
anpaßten. Über dem Knöchelteil der Faust lag ein vollständig gegossenes
Eisenband. Dieses hatte drei große Spitzen, die ungefähr 2,5 cm über die Faust
hinausragten und drei der vier Faustknöchel darstellen sollte. Die Spitzen
waren meist rund und äußerst scharf. Als der Satsuma-Clan 1609 Okinawa
besetzte, gab es den Tekko noch nicht. Damals gebrauchte man nur den
Chizekunbo, den Tekchu und den Teko als Faustwaffen. Um 1.900 jedoch war der
Tekko weit verbreitet. Die meisten okinawanischen Kobudo Experten jener Zeit
hatten diese Waffe vollständig gemeistert.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Tekkojutsu auf Okinawa sehr
verbreitet. Zu dieser Zeit hatte sich die okinawanische Kampfkunst (Okinawa te)
sehr stark entwickelt. Praktisch jeder Meister,der diese Kunst beherrschte, hatte auch den Umgang mit dem
Tekko vollständig gemeistert. Fast alle Techniken des Okinawa te konnten ohne
große Veränderung auch mit dem Tekko ausgeführt werden. Tekko wurde entwickelt,
um die Schlagkraft der Fausttechniken zu erhöhen und dabei die Faust vor
Verletzungen zu schützen. Es gibt mehrere Formen des Schlagrings. Als typische
Kata für Tekko wird die Maezato no tekko
geübt. Heute jedoch ist die Popularität des Tekko gering, und er ist selbst auf
Okinawa nur noch selten anzutreffen. Die Kobudo Meister Okinawas sind praktisch
die einzigen Menschen, die heute überhaupt noch den Gebrauch des Tekko üben.
Akahachi no gyakubo
Bezeichnung
für eine okinawanische Bokata (Bo und Eiku), gegründet von Meister Akahachi
Oyakei, die hauptsächlich auf der Insel Yaeyama geübt wurde. Akahachi Oyakei
war ein Experte des Kobudo der okinawanischen Frühzeit (vor 1600), geboren auf der
Insel Yaeyama. Auf einer der Yaeyama-Inseln war Akahachi ein Stammeshäuptling,
und ihm schreibt man die erste systematisierte Kobudokata Okinawas für Bo und
Eiku zu. Die Kata wurde nach 1600 von Tokumine Peichin in einem hohen Maß
gemeistert (Tokumine no kon) und von ihm auf Okinawa verbreitet.
Yara Chatan,
auch Yaraguwa genannt, war einer der ersten okinawanischen Experten des Karate
und Kobudo. Er wurde 1760 in Chatan auf Okinawa geboren. 1772 fuhr er nach
Fujian (China), um dort unter Wong Chung Yoh die Kunst des Quanfa (Xingyi und
Qigong) zu studieren. Außerdem erhielt er Unterricht in der Kunst des Bo und
des chinesischen Schmetterlingsmessers. Er blieb 20 Jahre in China.Nachdem er
nach Okinawa zurückkehrte, unterrichtete er nur wenige Schüler. Zunächst übte
er unter Kushanku, der auch Sakugawa unterrichtete, weiter und wurde
schließlich sein offizieller Nachfolger. Über Yara verbreitete sich die
ursprüngliche Kushanku kata (Chatanyara no kushanku), die später hauptsächlich
über Kyan Chotoku überliefert wurde. Sein weiteres Leben ist in Geheimnisse
gehüllt. Das einzig konkret Überlieferte sind drei Kata: Chatanyara no tonfa
(Yaraguwa), Chatanyara no kon und Chatanyara no sai. Heute werden mehrere Sai
kata geübt, die sich auf Yara beziehen: Chatanyara no sai, Chatanyara no sai
sho, Chatanyara no sai dai und Chatanyara nidan no sai.Nach der Meinung vieler
Experten sind diese Kata einzigartig, da sie Bewegungen und Kampftechniken
enthalten, die entgegen den
üblichen
Methoden des okinawanischen Kobudo die Entscheidung im Kampf nicht mit der
Waffe, sondern mit der bloßen Hand bevorzugen. Die Kampfkunst Yaras
überlieferte sich in seiner Familie bis zu seinem Abkömmling Yara aus dem Dorf
Yomitan. Yara aus Yomitan gewann Bedeutung, nachdem er einige Kata ins Tomari
te übertrug
Chinen
Shichiyanaka war ein okinawanischer Experte des Kobudo, geboren gegen Ende des
18. Jahrhunderts als Sohn einer armen Familie. Chinen ist ein kleiner Ort im
Süden Okinawas, Shikiya ist ein Bezirk dieses Ortes und Naka heißt wörtlich
"Mitte". Dort lebte Bushi Shikiyanaka (1780–1841), der für seine
Fähigkeiten im Bojutsu berühmt war. Er war
Mieter im
Haushalt der wohlhabenden Familie Soeishi und beobachtete heimlich Meister
Soeishi bei seinem täglichen Bo-Training. Dabei saß er in den Zweigen eines
Baumes und sah zum Fenster in den Übungsraum. Als er schließlich entdeckt
wurde, nahm Meister Soeishi ihn als Schüler an und lehrte ihn die Prinzipien
der Shoun no kon und Shushi no
kon. Man
glaubt, daß Shikiyanaka das okinawanische Bojutsu wie kein anderer
revolutioniert hat. Später gründete er einen eigenen Stil und begann zu
unterrichten. Manche glauben, dass die überlieferte Soeishi no kon, seine
Kreation oder zumindest eine Überarbeitung der Prinzipien von Soeishi ist. Shikiyanaka
meisterte die Kobudo-Waffen Bo und Sai und entwickelte später die Chinen
Shikiyanaka no kon, eine ausgezeichnete Bokata mit sehr genauen und
ausgefeilten Bewegungen.
Hamahiga ist
eine kleine Insel im Osten Okinawas und war früher bekannt für ihre Techniken
des Kobudo, insbesondere für Sai, Bo und Tonfa. Man vermutet, dass die heute
bekannten Kata aus dem älteren System Matsu Higas abgeleitet und mit
bestehenden
Systemen von
der Insel kombiniert wurden. Im Gegensatz zu der älteren Vorgängerversion weist
das Hamahiga-Kobudo auch Merkmale des okinawanischen Shorei ryu auf (Hangetsu
dachi und Sanchin dachi), die auf eine spätere Beeinflussung aus dem Tode
schließen lassen.
Fortgeschrittene
Bokata des Budo Studien Kreises, die verschiedene Drehtechniken mit dem langen
Stock lehrt.
Matsu Higa
war ein okinawanischer Experte des Kobudo, der Frühzeit (ca. 1700), besonders
in den Waffen Bo, Tonfa und Sai. Man weiß wenig über ihn. Es ist bekannt, dass
er der Lehrer von Takahara Peichin war, der danach Sakugawa, den Lehrer von
Matsumura Sokon unterrichtete. Er lebte auf der Insel Hamahiga. Es wird gesagt,
er wäre nur wenig mehr als fünf Fuß (ca. 1,50 m) groß gewesen, doch er hätte
Unterarme wie der Comic Seemann Popeye gehabt. Er konnte mit bloßen Händen eine
Kokosnuss zerdrücken. Der Meister überlieferte drei Kata, je eine für Bo, Tonfa
und Sai, die seinen Namen tragen. Diese Kata werden heute als die Grundlage des
okinawanischen Kobudo angesehen. Von allen okinawanischen Waffen ist der Bo die
einzige, dessen Techniken nicht in China entwickelt wurden. Es war
hauptsächlich Matsu Higas Verdienst, dass es einen eigenen okinawanischen
Bo-Stil gab, den er in der Matsu Higa no kon verschlüsselte. Sein Bo war nicht
nur ungeheuer gefürchtet, er war vor allem klar und wirkungsvoll. Es gab keine
unnötige Bewegung, alles war Realität. Matsu Higa kämpfte gegen die Kopfjäger
von Formosa, gegen Piraten und gegen japanische Samurai, die die Insel
überfielen, und er verlor nie einen Kampf. Die Tonfa war ursprünglich eine
chinesische Waffe (eisernes Lineal) und wurde hauptsächlich in Zentralchina und
in Nordchina gebraucht. Es ist Matsu Higa zu verdanken, dass im Tonfa eigene okinawanische
Richtungen entstanden. Auf der Insel Bokuto, in der Nähe von Formosa, traf
Matsu Higa einen chinesischen Tonfa-Meister und kämpfte mit seinem Bo gegen
ihn. Matsu Higas Bo beeindruckte den Tonfa Meister so sehr, dass er dem
Okinawaner seinen Tonfa-Stil lehrte, der heute in der Matsu Higa no Tonfa
überliefert ist. Diese Kata wird als der Ausgangspunkt für die Entwicklung der
Tonfa-Stile Okinawas angesehen.
Bokata des
Budo Studien Kreises, abgeleitet aus der okinawanischen Chibana no kon
Okinawanische
Bokata, gegründet von Meister Soeishi Ryotoku (1752-1825) Soeishi, ein Schüler
von Chinen Peichin (Aburaya), war ein Fürst im Schloßbezirk von Shuri. Obwohl er
in vielen verschiedenen Kobudo-Stilen ausgebildet war, war seine Spezialität
das Bojutsu. Er gründete zwei sehr genaue und schöne Bokata, die als Soeishi no
kon und ®
Shoun no kon
bekannt wurden. Beide Kata sind in ihrem Ursprung jedoch nicht genau definiert
und werden auch Chinen Shikiyanaka zugesprochen. Soeishi war der Lehrer der
okinawanischen königlichen Leibwache und unterrichtete außerdem nur wenige
Menschen, meistens trainierte er ganz allein. Doch er hatte einen Mieter in
seinen vielfältigen Anlagen, Chinen Shikiyanaka, der ihn stets heimlich beim
Training beobachtete, seine Methoden kopierte und diese später in der Chinen
Shikiyanaka no kon
weiterentwickelte.
Soeishis erster Sohn Ryoshu (1787–1867) entwickelte ebenfalls einen Stil,
obwohl nicht bekannt ist, ob die maßgeblichen Stilinhalte von dem viel
bedeutenderen Shikiyanaka stammen, der später Ryoshus Trainingspartner war.
Okinawanische
Bokata, gegründet von Meister Soeishi. Informationen siehe unter Shoun no kon.
Okinawanische
Bokata gegründet von Chinen Yamane aus dem Yamane ryu. Die Shushi no kon ist
die Haupt-Kata des Yamane ryu und war Chinen Mazarus Lieblings-Kata. Sie ist
sehr schwer zu meistern und man erzählt, dass Mazaru sie bis zu seinem Tod
täglich übte. Trotz ihres unübersehbaren chinesischen Ursprungs enthält die
Shushi no kon viele
Techniken des
okinawanischen Te. Die Originalversion wurde an Higa Seitoku weitergegeben, der
behauptet, dass die anderen Shuji Varianten, die auf Okinawa noch ausgeführt werden,
von Chinen Sanda zu Zwecken der Vorführung entwickelt wurden und keine
Übersetzung in den Kampf enthalten. Aus diesen Kata sind die Te-Techniken
entfernt worden, um die Entschlüsselung ihrer kämpferischen Bedeutung zu
verhindern. Die Shushi no kon wird in den Varianten Shuji no kon dai, Shuji no
kon sho und Shuji no koshigi ausgeführt. Weitere Bokata des Yamane ryu sind
Sakugawa no kon, Soeishi no kon, Shoun no kon, Chinen Shikiyanaka no kon,
Yonegawa no kon (Gyakubo), Shirotaru no kon (Ogusuku), Tsuken bo, Sunakake no
kon, Sueyoshi no kon und Shimajiri bo.
Sueyoshi war
ein okinawanischer Kobudo-Experte der Frühzeit. Von seinem Leben ist nichts
überliefert außer seiner Bokata Sueyoshi no kon.
Diese Kata
stammt von Tawada Shinkatsu Peichin, einem okinawanischen Meister des Tode der
zweiten Generation, Schüler von Aburaya und Matsumura Sokon. Tawada machte sich
besonders durch die Überlieferung des Kobudo aus der Matsumura-Schule
verdient, unter derem Einfluss er die Kata Tawada no sai gründete. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörten Chibana Choshin, Taira Shinken, Kinjo Hiroshi und Nakaima Kenko.
Tokumine no kon
Tokumine
Peichin war ein okinawanischer Meister (1860–1910) des Kobudo, der auf der
Insel Yaeyama im Exil lebte, weil er wegen wiederholter Erregung öffentlicher
Ärgernisse vom okinawanischen König verbannt wurde. Vorher war er ein Beamter
im Schloß von Shuri, trank jedoch gerne und viel Sake. Wenn er betrunken war,
ließ er sich immer wieder in Schlägereien verwickeln. Als er sich eines Nachts
auf dem Nachhauseweg einen Straßenkampf mit mehreren Polizisten lieferte, wurde
er verhaftet und vor den König gebracht. Dieser verurteilte ihn dazu, bis zu
seinem Lebensende auf der Insel Yaeyama im Exil zu leben. Man sagt, Tokumine
habe dort von den Einheimischen die alte Akahachi no kon gelernt und
gemeistert. Er erreichte darin einen dermaßen hohen Grad an Perfektion, dass
von überall her Kobudo-Meister auf die Insel kamen, um von ihm zu lernen. Seit
jener Zeit ist die Insel für ihre Bo Techniken berühmt. Tokumine entwickelte
als seine bekannteste Kata die Tokumine no kon. Kyan Chotoku reiste nach
Yaeyama, um von Tokumine des Bojutsu zu lernen, doch dieser war bereits
gestorben und hatte seine Kata an einen alten Mann weitergegeben. Dieser
unterrichtete Kyan, so dass Kyan heute als der hauptsächliche Überlieferer des
Tokumine Bojutsu gilt. In seiner Zeit auf Okinawa, war er einer der wichtigsten
Lehrer von Motobu Choki.
Diese Kata
stammt von Toyama, in einer anderen Leseweise Tozan, dem Begründer des Tozan
ryu. Vermutlich ist die Tozan no kama ebenfalls auf diesen Meister
zurückzuführen.
Tsuken
Hantaka war ein okinawanischer Experte des Kobudo von der Insel Yaeyama,
Gründer der Kata Tsuken Hantagawa no kon (auch als Tsukenbo bekannt), die seine
gesamte Kobudo-Erfahrung im Umgang mit dem Stock enthält. Charakteristisch für
seinen
Stil ist eine
bestimmte Drehung, die Gyakubo (seitenverkehrter Bo) genannt wird und in den
meisten Bokata von Yaeyama vorkommt. Der Kampfstil von Tsuken Hantaka gilt auf
Okinawa als repräsentativ für die seitenverkehrten Techniken und wurzelt in den
alten Systemen Akahachi.
Meister des
okinawanischen Kobudo, der die Kata Urasue no kon und die Kouruguwa no sai
gründete. Tsuken Kourugawa war ein Sai- und Bo-Experte. Nachdem er einen
Samurai im Kampf getötet hatte, wurde er von dessen Freunden verfolgt, gestellt
und ins
Meer
geworfen. Er konnte sich jedoch auf ein Eiland retten, wo er mehrere Jahre
blieb und seine Kampfkunststudien vertiefte. Danach kehrte er nach Okinawa
zurück.
Der
okinawanische Kobudo-Experte Tsuken Shitahaku war um 1682 Generalverwalter im
Büro des chinesischen Ministers in Kumemura. Er gründete die Kata Tsuken
Shitahaku no sai.
Klicken Sie in der untenstehenden Liste auf die unterstrichenen Namen der jeweiligen Kobudo-Kata. Nicht alle Kobudo-Kata werden erläutert.
Akahachi no gyakubo Aragaki no kon Chatanyara no kon Chibana no kon
Chinen Shikiyanaka Ginowan no kon Hakuson no kon Hasso no kon Kaiten bo
Karten no kon Katin no kon Kenshin ryu bo Kobo no kon Kongo no kon Kubo
Kyushaku no kon Matsu Higa no kon
Miyazato bo Okinawa bo Oshiro no kon
Rufa no kon Sakugawa no chu Sakugawa no
kon dai Sakugawa no kon sho Sesoku no kon
Shimajiri no kon Shirotaru no kon dai
Shirotaru no kon sho (Ogusoku) Shishi no kon
Shoshi no kon Shoun no kon Shukumine no kon Shushi no kon dai Shushi no kon
sho
Shushi no koshigi Soeshi no kon dai Soeshi no kon sho Sueyoshi no kon
Suezoko no kon
Sunakake no kon Tenryu no kon Teruya no kon Tokumine no kon Toyama no kon
Tsukenbo (Chiken) Tsuken Sunakake no Ekubo Urashi no kon Urasue no kon
Yonegawa
no kon Yosho no kon
NUNCHAKU KATA
Chatanyara no sai Chihara no sai Hakuta no sai Hamahiga no sai Hantagawa no
sai
Ishikawaguwa no sai Jakaa no ai Jigen no sai Kojo no sai Kourugawa no sai
Renshuho sandan Renshuho shodan Renshuho taibo no sai Renshuho yondan
Ryueiryu no sai nidan Ryueiryu no sai shodan Sancho sai Shihohai no sai
Shinbaru no sai
Tawada no sai Tokuyama no sai Tsuken Shitahaku no sai Ufuchiku no sai
Hanbo kata shodan Hanbo kata nidan Hanbo kata sandan Hanbo kata yondan
Hanbo kata kaiten Sanjakubo Buho no (Kanazawa) Chatanyara no
nunchaku
Denko nunchaku Juho no (Kanazawa) Nicho
Nunchaku (BSK) Renshuho nidan (BSK)
Renshuho shodan (BSK) Shihohai no nunchaku Sokan Taira no nunchaku
Toyama no nunchaku Uhugushiku no nunchaku
TONFA KATA
KAMA KATA
Matsuhiga no tonfa Yakaa no tonfa Hamahiga no tonfa Chatanyara no tonfa
(Yaraguwa) Kobuba no tonfa Matayoshi no tonfa Renshin no tonfa Jigen no
manjisai (Nunte sai) Tsuken no nuntebo Hamahiga no kama Kama no te (Tobi kama)
Kanegawa dai Kanegawa sho Kingawa nichogama dai Kingawa nichogama sho
Nichogama Nichogama nidan no gurui Nichogama shodan no gurui Toyama
nichogama
Tozan no kama